
Aus dem Alltag eines werdenden Zwillingsvaters
Das Warten hat sich gelohnt. Am 17. März 2014 wurden unsere Zwillinge durch einen geplanten Kaiserschnitt im Kantonsspital Aarau zur Welt gebracht. Um 09.20 Uhr wurde Amelia Nora und um 09.21 Uhr Lorena Estelle entbunden. Sie sind somit im Sternzeichen Fische geboren, mit Aszendent Zwillinge.
Kolumne von Roman Jäggi, Gründer der Internet-Zeitung soaktuell.ch
Definitiv zweieiige Zwillinge Lorena Estelle (vorne mit blonden Haaren) und Amelia Nora (hinten mit braunen Haaren). Bildrechte: Roman Jäggi
Bis auf die letzten drei Wochen vor der Geburt entwickelten sich unsere beiden Mädchen von der Grösse und vom Gewicht her praktisch parallel. Erst in den letzten zwei Wochen der Schwangerschaft verlangsamte sich das Wachstum von Lorena, während Amelia weiter zulegte. An sich nichts Ungewöhnliches bei Zwillingen. Beim letzten Ultraschall am Freitag vor der Geburt rieten die Ärzte meiner Frau dann doch, die Schwangerschaft mit Kaiserschnitt zu beenden, da ihr Bauch nicht mehr wachsen konnte und das Ziel, die Schwangerschaftswoche 38, erreicht wurde.
So fanden wir uns am frühen Montagmorgen, 17. März 2014, nach einer hellen Vollmondnacht, in der Frauenklinik Aarau ein. Es folgten die üblichen Eintrittsformalitäten und schliesslich das grosse Warten auf den Schnitt. Für mich war es ja schon die vierte Geburt und die zweite mit Kaiserschnitt. Trotz aufkommender Routine war ich dennoch richtig nervös. Denn Zwillinge bekommt man nicht oft im Leben.
Ich sass im OP hinter dem Kopf meiner Frau, gehüllt in blaue Hosen, ein blaues Hemd, eine grüne Kopfhaube und mit Mundschutz. Der Bauchraum meiner Frau war mit einem Tuch abgedeckt, so dass ich vom Kaiserschnitt nichts sehen konnte. Das ganze war für mich aber nicht etwa unangenehm, sondern vielmehr interessant. Ich kann Blut sehen, war schliesslich lange genug in der Politik. Spass beiseite: Es ging sehr schnell und schon streckten mir die Hebammen Amelia vor die Augen. Dann folgte Lorena, die sich noch in der Embryonalstellung befand, aber schon mit wachen Augen umherblickte. "Schauen Sie mal die hübschen Töchter an", sagte mir eine der Hebammen. Dann wurden die beiden Mädchen den wartenden Kinderärzten im Nebenraum übergeben, zum Check der Lungen- und Herzfunktionen.
Perfekter Service
Wir haben uns vor allem für das Kantonsspital Aarau entschieden, weil dort bei Mehrlingsgeburten auch ein Kinderarzt anwesend ist. Und für alle Fälle verfügt das Kantonspital Aarau über eine Kinderklinik, damit Mutter und Kinder bei allfälligen Problemen, Abklärungen oder weitergehenden Untersuchungen nicht ständig örtlich getrennt werden müssen.
Als alles in Ordnung war, ging‘s auch schon auf die Wochenbett-Station. Meine Frau und die Kinder bekamen ein neues, grosses und sehr schönes Zimmer mit eigener Dusche/WC, Wickeltisch, HD-TV und sogar einem Kühlschrank. Die Krankenschwestern im dritten Stock der Frauenklinik waren der Hit und schon bald Fans der "Jäggi-Töchter".
Amelia Nora wog bei der Geburt 2'880 Gramm und war 46 cm lang. Die neugierige Lorena Estelle wog 2'520 Gramm, war 45 cm lang und bekam von einer der Schwestern den lustigen Übernamen "Zwipf", weil sie halt nur eine "halbe Portion" war.
Wir können dem Kantonsspital Aarau nur ein Kränzchen winden. Die Betreuung vor, während und nach der Geburt, das Zimmer, die Stillberatung, die Ärzte, Hebammen, Krankenschwestern und die Hotellerie bekommen von uns die Note 6. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön.
Einziger Ablöscher waren die Babyfotos. Für Eltern ist es doch das wichtigste, so rasch wie möglich ein paar brauchbare Bilder zu haben, damit das Geburtskärtchen gedruckt werden kann. Da zählt jeder Tag. Um das ganze zu beschleunigen hätte man sich vor Ort für den Kauf von Bildern entscheiden müssen, die noch niemand gesehen hat. Das macht kein Mensch. Also warteten wir, bis man die Bilder online anschauen konnte. Doch dann war der Kauf der von uns ausgewählten Fotos und die Bezahlung mit Kreditkarte oder Paypal nicht möglich. Man beharrte auf der Einzahlung eines fixen Betrages auf das Bankkonto des Foto-Unternehmens. Das haben wir getan. Bis der Zahlungseingang festgestellt wurde, dauerte es wieder zwei Tage. Danach war das Foto-Unternehmen aber nicht in der Lage, uns die Bilder zu mailen. Nein, man wollte uns ums Verrecken eine CD mit der Post schicken. Wieder vergingen zwei Tage. Ein absolutes No-Go. Erst auf grossen Druck hin bot man uns endlich an, die Bilder "im Sinne einer Ausnahme" zum Download auf einen Server zu laden. Fazit: Wir haben heute noch kein Geburtskärtchen. Aber wir versprechen allen die darauf warten: Die Kärtchen sind jetzt unterwegs. Unser Tipp: Für die Herstellung von Profi-Bildern der Babys im Kantonsspital Aarau, welche für Geburtskarten gebraucht werden, unbedingt den eigenen Fotografen kommen lassen. So sparen Sie sich unter dem Strich Ärger, Geld und vor allem viel Zeit.
Liebe Kinder
Am Samstag nach dem Kaiserschnitt konnte ich meine Frau und die Töchter schliesslich nach hause holen. Mittlerweile hat sich das Leben schon eingependelt. Die Zwillinge sind liebe Kinder, die eigentlich nur weinen, wenn sie Hunger haben. Während dem Tag kommen sie alle drei Stunden, in der Nacht machen sie meistens zwei 4-Stunden-Blöcke, manchmal sogar einen 5-Stunden-Block
Welcher Mann hat schon fünf Töchter?
"Jetzt sind Sie dann der Hahn im Korb, bei so vielen Frauen", sagte mir eine Oberärztin im Spital. Ich antwortete ihr lachend: "Ich habe zuhause schon jetzt nichts mehr zu sagen, daran dürfte sich nichts ändern."
Tatsächlich habe ich zwei 15 ½ und 17 ½ jährige Töchter aus erster Ehe und eine dreijährige Tochter mit meiner Frau. Nun schenkte sie mir zwei weitere Mädchen und machte mich damit zum stolzesten Papa der Welt. Denn ich habe mir Mädchen gewünscht. Rein vom Zufallsprinzip her hätten jetzt ein oder gar zwei Söhne niemanden überrascht. Aber insgesamt fünf Töchter – damit haben wohl die wenigsten gerechnet.
Abgesehen davon haben wir das ganze Haus voller Mädchen-Spielsachen vom Prinzessinnen-Schloss über die Ikea-Kinderküche bis zum „Chrämerladen“. Buben-Spielzeug hätte ich komplett neu anschaffen müssen. Ich hätte höchstens noch ein paar alte, versaubte und von mir zusammengeleimte Kriegsschiffe und Flugzeugträger auf dem Estrich, die aber in der Realität schon versenkt oder ausgemustert wurden, so alt sind sie. Und es bleibt mir definitiv erspart, dass ich plötzlich noch auf den Fussballplatz gezwungen werde.
Unsere dreijährige Tochter Ilona findet die zwei Schwestern süss und hilft mit wo sie kann. Von Eifersucht können wir bisher nichts feststellen. Im Gegenteil: Sie beschützt "ihre Babies" und fährt schon mal Leuten an den Karren, die meinen, sie müssten wenn möglich hustend in den Kinderwagen langen und die Mädchen anfassen: "Ned alänge, wäg de Chäfer", ruft sie dann. Uns ist’s recht.
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